Rückblick auf die Ausstellung 2021/2022
Text und Bild
EIN SCHWESTERNWERK
Ein Jahr – 12 Monate – 24 Werkemit Bildern von Antonia Kiser und Texten von Ursi van Muyden.
In jedem Monat wurde ein Bild und ein Text kreiert. Dann wurden die Werke ausgetauscht und zum Text entstand ein neues Bild, zum Bild entstand ein neuer Text.Daraus ergaben sich 24 Gemeinschaftswerke, die zusammen (Un-) Sinn ergeben.
AUGUST BIS NOVEMBER
Die linke Seite war immer zuerst, die rechte Seite ist inspiriert durch die linken Werke
August
Das Unwetter
Unheil scheint sich aufzuladen
Wolkentürme, Nebelschwaden.
Der Himmel, eben noch im Licht,
nun Schrecken und Gefahr verspricht.
Der Donner grollt, der Blitz schlägt ein,
der Hagel trümmert kurz und klein,
reissende Bäche, Wassermassen
zerstören Felder, Häuser, Strassen,
und Menschen zwischen Angst und Mut,
sie sorgen sich um Hab und Gut.
Doch wie es kam, so wird es flau.
Der Himmel färbt sich harmlos blau.
Mensch und Tiere atmen auf
und machen sich schon kurz darauf
an Aufbau mit Elan und Schwung.
Bezahlt von der Versicherung.
Texte von Ursi van Muyden, urheberrechtlich geschützt
August
GRÖSSE: 40 X 40CM
VERKAUFT
Steinturm
Dichter Nebel senkt sich über das Bachbett. Die Schwaden ziehen mit dem Lauf des Wassers und zeichnen geisterhafte Gebilde in die herbstlich, feucht Luft. Fahles Licht verkündet die baldige Dämmerung. Der Bach dröhnt mit tausend Stimmen, die wispernd und rauschend jahrhundertealte Geschichten in den Herbstwind flüstern. Hinter den schemenhaften Schatten der Bäume verschwindet die Welt im Nichts.
Aus diesem Nichts löst sich langsam eine zierliche Gestalt. Vorsichtig klettert sie die Böschung zum Bachbett hinunter. Das Gesicht ist so blass, dass es sich kaum vom milchigen, weissen Nebel abhebt. Mit knochiger Hand umklammert sie ein Handy. Der Blick flattert gehetzt über das Steinbett.
Ein Knacken im Gehölz lässt sie zusammenfahren. Hastig schaut sie über die Schulter zurück. Als wäre sie vom Teufel getrieben beginnt sie hektisch damit, Steine aufeinander zu stapeln.
Ihre Hände zittern. Der Steinturm fällt zusammen.
«Verdammt,» flüstert sie verzweifelt, «steh!»
Sie beginnt von Neuem.
Das Handy in ihrer Hand summt. Erstarrt schaut sie auf den Display. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. So schnell sie kann arbeitet sie weiter. Das Handy fällt ihr aus der Hand, doch sie beachtet es nicht. Ein Steinturm nach dem anderen entsteht.
Langsam wird es dunkel. Sie spürt den Blick im Nacken, hört das Geräusch auf den Steinen. Sie schaut zurück. Doch im Dämmerlicht lässt sich nichts erkennen.
«Ich mache doch so schnell ich kann!» Schreit sie verzweifelt in die Dunkelheit.
Ein dumpfer Knall ertönt, dann ist es still.
Nur das Rauschen des Baches wispert mit tausend Stimmen eine weitere Geschichte in die aufkommende Nacht.
September
GRÖSSE: 40 X 40CM
VERKAUFT
Kinderlied
Ä chlinä, rotä Flügäpilz mid Pünktli wiiss wiä Schnee
dä wett ämal id Wiiti ziä um eppis anders z gseh
doch chuim hed är siis Moos verlah da isch är scho i Gfahr
cha sich nur knapp versteckä vorrä grossä Vogelschaar
De Bach isch nass und d Dornä stächid, är isch ganz äläi
und i de Nacht da hed är Angscht, är wett doch wider häi
Är säid sich, «ja ich wäiss es jetzt, diä Wält isch schön und gross.
Doch isch es miär am wohlschtä i mim grüänä, wäichä Moos.»
September
PREIS: FR 390.- OHNE HOLZ
MIT HOLZ FR. 540.-
Der Arbeiter
Der Weg durch die engen Gassen des Vorortes ist ihm vertraut. Das rhythmische Klacken auf den Pflastersteinen, das an den Hausmauern empor echot und sich bis zu den Giebeln der Dächer in einen monotonen Taktschlag vervielfältigt.
Gardinen hinter verdunkelten Fensterscheiben, die sich wie von Geisterhand bewegen. Der Ort, der distanziert und misstrauisch jede Regung auf der Strasse beobachtet.
Am Ende der Gasse, wo sich der Blick weitet, verändert sich die Farbe der Luft.
In der Ferne erkennt er die rauchenden Schlote, die schwere Dunstwolken unter den Abendhimmel hängen.
Durch das wabenförmige Muster des Maschendrahtzauns teilt sich der Blick in kleine Sequenzen auf. Wie ausgelöste Pixel einer schlechten Fotografie wechselt die Farbe von blau zu grau, braun zu rostrot und dunkelgrün zu schwarz.
Das alte Eisentor klagt jämmerlich beim Aufstossen. Die schwere Metallkette und das rostige Vorhängeschloss hängen achtlos über dem Zaun. Der Abendrundgang des Wachmannes hat dieses Tor am hinteren Ende des Areals noch nicht erreicht. Er hört das metallische Klacken der Ketten, die im Rhythmus des Windes an die Kranmasten schlagen. Irgendwo brummt ein Aggregat, sonst ist es still.
Er setzt sich auf den Baumstrunk vor der Arbeiter Baracke. Wie jeden Abend seit seiner Pensionierug sitzt er hier, bis es dunkel ist.
Er kann die Arbeit des Tages noch in der Luft flimmern sehen, saugt den Duft von Benzin, Staub und Schweiss in sich auf. Die Silhouette der Kamine zeichnet sich markant vom dämmerig blauen Hintergrund des Abendhimmels ab. Weissgetünchte Bürogebäude ducken sich ängstlich vor der majestätisch aufgebäumten Erscheinung der Silos und Kühltürme.
Langsam senkt sich der Dunst zwischen die schmutzigen Mauern und trübt den Blick.
Seine traurigen Augen streicheln noch einmal zärtlich über die Umrisse der Objekte, dann verlieren sie sich im Nichts. Er erhebt sich.
Oktober
VERKAUFT
Drei Schweinchen
Drei Schweinchen, schwarz, rosa und braun
die wollen sich die Welt anschaun.
Denn immer im Gehege sein
das will doch nur ein dummes Schwein.
Der Nachbar Edi, der hat Garten,
wo Rüben, Kohl und Beeren warten.
Auch bei den netten Nachbarsfraun,
gibts Kräuter und Salat zu klaun.
Und auf der Strasse, Frau und Kind,
von Schweinchen nur begeistert sind.
Im Dorfe kennt man die Drei schon,
da gibt man schnell ein Telefon.
Wie freun wir uns, ist nichts passiert,
geküsst, gestreichelt und massiert,
gefüttert mit nem Apfelstück
denkt sich das Schwein in seinem Glück:
«Gemütlich ist`s zwar schon zuhaus,
doch morgen büx ich wieder aus.»
Oktober
GRÖSSE: 60 X 60CM
VERKAUFT
Die Eugeni- Sage
Zu einer Zeit, als das Dorf noch wenig besiedelt war, und sich die verstreuten Bauernhöfe im Talboden um das majestätische Kloster ausbreiteten, lebte ein junger Bursche namens Eugen auf dem Hof seines Vaters. Mit der Ernte des Sommers, so hatte der Vater versprochen, sollte die Hochzeit von Eugen und seiner Liesel ausgerichtet werden. Doch der Sommer wurde heiss und trocken und die Ernte drohte zu verdorren. Die Bauern im Tal jammerten und beteten, dass doch der Regen noch kommen möge, aber ihre Gebete wurden nicht erhört. Die Menschen ängstigten sich vor dem Hunger und der junge Eugen bangte um seine Hochzeit.
«Es müsste halt einer zum Titlis hoch und den Gletschergeist um Hilfe bitten,» hörte man den Dorfältesten sagen. Doch niemand wagte sich auf den Gletscher.
«Ich werde gehen,» verkündete der tapfere Eugen eines Sonntags nach der Kirche. Seine Liesel weinte und bettelte, er solle sich doch nicht in solche Gefahr begeben. Er aber machte sich mutig auf den Weg zum Titlis. Drei Tage lang hörte man nichts von Eugen. In der dritten Nacht aber braute sich ein mächtiges Gewitter zusammen. Es blitzte und donnerte, dass die Hütten und Ställe nur so zitterten. Und schliesslich begann es zu regnen als würde sich der ganze Himmel über dem Engelberger Tal entleeren. Vom Titlisgletscher her bildete sich ein Bach, der tosend zu Tal stürzte und sich am Eingang des Dorfes zu einem See fasste.
Verzweifelt und voller Angst rief Liesel nach ihrem Liebsten und rannte zum See. «Eugen, mein Liebster, wo bist du nur,» schrie sie in den See. Da erschien in der Dunkelheit der Nacht ein leuchtend blauer Fisch im Wasser, schwamm drei Kreise vor ihren Füssen und verschwand in der Tiefe des Sees.
Von diesem Tag an hatten die Menschen im Engelbergertal immer genügend Wasser. Aus Dankbarkeit nannten sie den neuen See Eugenisee.
Und wenn man in einer Gewitternacht am Seeufer entlang geht, sieht man noch heute den leuchtend blauen Fisch in der Tiefe des Sees.
November
GRÖSSE: 25 X 25CM
VERKAUFT
In Engelberg macht der Sepp seiner Klara einen Heiratsantrag, weil in Texas ein kleiner Pingpongball von einem Ventilator vom Tisch geblasen wurde.
Denn, als in Texas der Pingpongball vom Tisch geblasen wurde, sprang die friedlich schlummernde Katze auf und jagte ihm nach,
dabei fegte sie die Schüssel mit dem Kuchenteig vom Tisch,
worauf die Mutter nochmals zum Supermarkt fahren musste um neue Zutaten zu kaufen,
wobei sie die kleine Amy alleine zuhause lassen musste,
wodurch sich diese einsam fühlte und ihrem Papa auf hoher See eine Flaschenpost schickte,
welche von einem Delfin als Spielzeug erkannt und auf das weite Meer hinausgetragen wurde,
wobei diese bis an die Küste Guatemalas gelangte,
wo sie einem auslaufenden Schiff in den Antrieb geriet und die Schraube zerstörte,
weswegen das Schiff zurück zum Hafen musste,
wodurch die Ladung Kakaobohnen nicht rechtzeitig nach Europa transportiert wurde,
worauf in Europa ein Kakaobohnen- Engpass entstand,
weswegen in der Schweiz die Schokoladenfabrikation eingestellt wurde,
weshalb Klara anstatt Schokolade nun Käse zum Frühstück ass,
welchen sie täglich in der Molkerei holte,
wobei sie den attraktiven Käser Anton kennenlernte,
was wiederum ihren langjährigen Freund Sepp so eifersüchtig werden liess,
dass er ihr, nach 10 Jahren Beziehung, endlich einen Heiratsantrag machte.
(...und das nur wegen einem Pingpongball in Texas)
November
GRÖSSE: 60 X 60CM
VERKAUFT
Falten
Wenn im Tanz die Stoffe fliegen
sich das Kleid in Falten legt
Falten wirft der Meeresspiegel
wenn der Sturm darüber fegt
Abends geht die Sonne nieder
faltet sich die Blume zu
Falten finden sich auch wieder
legt sich Mensch und Tier zur Ruh
Doch die schönste aller Falten
für ein reiches Leben spricht
Künstler- wie die Zeit- gestalten
in des Liebsten Angesicht