top of page

APRIL BIS JULI

April

Bauernregeln

 

Werden die Dohlen am Titlis satt

findet das Wetter am Montag statt

 

Scheissen sie am Dienstag auf den Tisch

ändert das Wetter oder es bleibt wie es isch

 

Ist am Mittwoch der Berg nicht zu sehn

könntest du im Nebel stehn

 

Ist Frau Holle am Donnerstag dicht

gibt es Schnee oder eben nicht

 

Sturm gibts immer Freitag spät

wenn der Sepp nach Hause geht

 

Wirds am Samstag Morgen hell

ändert sich das am Abend schnell

 

Gibt der Pfarrer am Sonntag keinen Segen

gibt es nächste Woche Regen

April1.JPG

April

BILDGRÖSSE: 40CM X 40CM
PREIS: FR. 490.-

Aus der Sicht des Taschendiebes

 

Ein potenzielles Opfer ist in Sicht

Ganz langsam schleiche ich auf sie zu

Wie ungeschickt von ihr, die Tasche einfach neben sich zu stellen

eine leichte Beute

Ich nähere mich.

 

Aus den Augenwinkeln sehe ich ihn,

ich habe seine Absicht sofort erkannt

Lasse ihn kommen

ich liebe dieses Spiel

 

Jetzt stehe ich hinter ihr

sie schaut weg

das ist der Moment

ich schnappe mir die Tasche und renne

 

Ich war gefasst

wie eine Löwin setze ich zum Sprung an

hechte hinter ihm her

ich bin schnell, schneller

 

Sie verfolgt mich

wie kann sie nur so schnell sein

sie holt mich ein

schnappt sich die Tasche

schlägt sie mir über den Kopf

Autsch!

ich stürze

 

Jetzt tut er mir leid

konnte ja nicht wissen

dass ich gerade einer Oma die Silberschatulle geklaut hatte

ein gutes Schlagobjekt

das tut weh.

Ich reiche ihm die Hand

April2.JPG

Mai

GRÖSSE: 120 X 90CM
VERKAUFT

Rosshimmel

 

Es ist die letzte Kurve vor dem Dorf. Nach dem mühsamen Weg auf der teils steilen Bergstrasse, durch die Enge des Waldes, die sich wie ein schwerer Mantel über deine Seele legt und den Weg endlos erscheinen lässt, fühlt es sich nun an, als öffne sich der dunkle Samtvorhang und gäbe den Blick auf die Theaterbühne frei. Diese letzte Kurve, die dich für alles entschädigt, für alle Mühe, alle Arbeit, allen Frust und alle Tränen des Tages. Diese Kurve, die das Tor öffnet zu einer anderen Welt.

Wie die Krone eines Königs umringen die markanten Berge den Talboden. In der Abendsonne leuchten die Gipfel in purem Gold und strahlen mit den Schneefeldern des Gletschers um die Wette. Als hätte jemand die Zacken der Felsen mit einer Schere ausgeschnitten, auf einen tief dunkelblauen Hintergrund drapiert und mit etwas Puderzucker überstäubt.

Unten im Dorf ist Malermeister Frühling bereits angekommen. Mit seinem saftigen Grün und den bunten Farbtupfern verzaubert er das Dorf in ein Gesamtkunstwerk.

Es ist der Moment, in dem sich Frieden über deine Seele legt.

Der Moment, in dem du angekommen bist.

Mai1.JPG
Mai2.JPG

Mai

GRÖSSE: 40 X 40CM
PREIS: FR. 180.-

Zauberschule für Anfänger

 

Hokus pokus Feuerreiter

Zauberkinder Hexenleiter

Brühe einen Zaubertrank

grauslich grässlich der Gestank

grüne Kräuter, gelber Leim

Eulenblut und Schneckenschleim

Schlangengift und Spinnenknochen

auf dem Feuer richtig kochen

blubbern, schäumen, zischen, spritzen

Fliegenpilz und Tannenspitzen

um den Zauber zu entfesseln

müssen brennen viele Nesseln

rein damit und trink den Saft

und erhalte Zauberkraft

Hokus pokus Hexennacht

Zauberkind hats gut gemacht.

Juni

GRÖSSE: 30 X 120CM
PREIS: FR. 180.-

Sommernachts- Krimi

Die Dämmerung zeichnet bizarre Schattengestalten an die Zimmerdecke. Eine schwüle Sommernacht legt sich über das Tal. Die Dunkelheit verschlingt langsam und unaufhaltsam die Umrisse aller Gegenstände. Ein schweres Schwarz erfüllt den Raum.

Ich liege still im Bett, lausche in die Hitze der Nacht. Irgendjemand hat der Welt den Ton abgedreht, es ist mäuschenstill.

Ein leichter Luftzug dringt durch das geöffnete Fenster. Die Gardinen bewegen sich. Trotz der Hitze läuft mir ein Schauer über den Rücken. Kleine, fast unmerkliche Zeichen sagen mir, dass ich nicht alleine im Raum bin.

Ein leises Geräusch lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich wage kaum zu atmen, möchte herausfinden, aus welcher Richtung es kommt. Bedrohlich nähert es sich. Mein Atem stockt. Ich versuche unsichtbar zu werden, mit dem Laken eins zu sein. Der kalte Schweiss bricht mir aus. Ein leichter Luftzug streift mein Gesicht, nur ein Hauch. Ich unterdrücke einen Schrei, schlage meine Hand abwehrend in die Dunkelheit, sie trifft ins Leere. Mein Herz rast, ich zittere.

Ein jäher Schmerz lässt mich zusammenfahren. Ich schlage mir ins Gesicht, zu spät. Sie hat mich erwischt. Die verdammte Mücke.

Juni1.JPG
Juni2.JPG

Juni

GRÖSSE: 120 X 90CM
PREIS: FR. 650.-

GRÖSSE: 25 X 100CM
PREIS: FR. 180.-

Die Frau die…...

 

...das Gesicht gegen den Himmel hebt, die Augen schliesst, ruhig steht. Was macht sie? Was denkt sie?

Ich glaube, die Frau ist stehengeblieben, weil sie an einer frisch gemähten Wiese vorbei gegangen ist und das Gras riecht. Ist das nicht der allerbeste Duft, der in der Luft liegen kann? Ich muss selber jedes mal stehenbleiben, die Augen schliessen und geniessen. 

 

Ich habe das Bild verschiedenen Leuten gezeigt. Dies sind ihre Aussagen:

 

Die Frau...

… meditiert, sie ist tief in sich und spürt die Kraft aus ihrer inneren Mitte

… hat Schmerzen, Rückenschmerzen, denn das Gebilde neben der                    Frau deutet ein Rückgrat an.

… ist endlich angekommen, an einem Ort wo sie sich wohlfühlt. Sie ist              glücklich, hier zu sein.

… schaut in die Sonne und geniesst das wärmende Sonnenlicht

… holt tief Luft- sortiert sich - denkt: «einen Schritt nach dem anderen.»

… streckt die Nase in den Wind und atmet die Düfte des Bergsommers              ein.

… steht auf einer Wiese und erdet sich, fühlt sich der Natur verbunden.

… atmet auf. Etwas Schwieriges ist geschafft.

… wartet auf den Kuss, der jetzt grad kommen wird.

… muss sich sammeln und gut durchatmen, nachdem sie das Chaos in            den Kinderzimmern gesehen hat.

… holt tief Luft um die Situation mit allen Sinnen wahrzunehmen.

… ist glücklich, sie ist vielleicht arm, aber trotzdem dankbar mit dem was        sie hat.

… hat endlich Ferien

 

Was glaubst du, was die Frau da fühlt? Wenn du Lust hast, schreibe es doch auf.

Juli

GRÖSSE: 60 X 60CM
PREIS: FR. 420.-

Redewendungen

 

Aus dem Nähkästchen geplaudert:

 

«Ich habe Jon den Laufpass gegeben.»

«Warum? Hat er über die Stränge geschlagen?»

«Er hat mich nach Strich und Faden getäuscht.»

«Ich habe immer gedacht, dass er etwas auf dem Kerbholz hat.»

«Ich habe mich damals Hals über Kopf in ihn verliebt.»

«Ja ich weiss, du konntest nicht schnell genug unter die Haube kommen.»

«Wir haben Luftschlösser gebaut.»

«Du warst auf Wolke 7.»

«Doch dann bin ich aus allen Wolken gefallen.»

«Hat er dich über den Tisch gezogen? Ich habe immer gesagt, dass du die Katze im Sack gekauft hast.»

«Ich musste ständig nach seiner Pfeife tanzen. Aber dann habe ich den Spiess umgedreht. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt.»

«Hast du einen Schlussstrich gezogen?»

«Ich habe ihn lange auf die Folter gespannt, dann bin ich mit der Tür ins Haus gefallen.»

«Der wollte doch immer nur auf grossem Fuss leben, und sich danach aus dem Staub machen.»

«Nun muss er den Gürtel enger schnallen.»

«Er wird dein Geld immer aus dem Fenster werfen, er hat nun mal eine Schraube locker.»

«Dann muss ich den Stier an den Hörnern packen. Er muss ins Gras beissen.»

Juli1.JPG
Juli2.JPG

Juli

GRÖSSE: 60 X 60CM
PREIS: FR. 320.-

Märchen der durchsichtigen Lilie

 

Es war einmal vor langer Zeit ein König, der war so reich, dass er sich alles kaufen konnte, was er wollte. Er besass das schönste Schloss und die teuersten Kleider. Er ass aus goldenen Tellern und trank den teuersten Wein. Aber trotz all dem Reichtum war er nicht glücklich.

«Ich will einen schönen Garten, bringt mir die besten Gärtner des Landes», verkündete er.

Alsbald meldeten sich alle Gärtner des Landes auf dem Schloss, doch dem König war keiner gut genug.

«Gibt es keine Gärtner mehr in meinem Land?», erzürnte sich der König.

«Ich wüsste da noch einen», warf ein Diener ein, « er hat eine kleine Gärtnerei unten im Dorf, aber er ist zu bescheiden, um auf das Schloss zu kommen.»

«Gut, dann fahre ich zu ihm. Spannt die Pferde vor!», befahl der König und so wurde es gemacht.

Als der König die Gärtnerei betrat, war er überwältigt von der Farbenpracht. Alle Blumen, die man sich nur wünschen konnte, wuchsen dort in Hülle und Fülle. Zwischen den Beeten kauerte ein wunderschönes Mädchen, das die Blumen pflegte.

«Wie ist es möglich, dass deine Blumen üppiger blühen als überall sonst im Lande?», fragte der König.

«Das ist wegen meiner Tochter», erklärte der Gärtner, «da, wo sie ist, blühen die Blumen.»

«Du sollst mir den schönsten Garten anlegen, den die Welt je gesehen hat. Ich werde dich fürstlich entlöhnen», sprach der König.

In der folgenden Nacht träumte der König von der schönen Gärtnerstochter. Sein Herz entflammte in Liebe und als der Gärtner am nächsten Tag im Schloss erschien, um seine Arbeit auszuführen, bat er ihn um die Hand seiner Tochter. Sobald der Garten vollendet war, wurde Hochzeit gehalten.

Der König liebte seine Königin über alles, er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab und überhäufte sie mit Geschenken. Zum ersten Mal in seinem Leben war er wunschlos glücklich.

Eines Morgens jedoch sah er, wie seine Frau im Garten kauerte und mit schmutzigen Händen die Blumen pflegte. Sofort rief er den Hofgärtner, um seiner Frau die Arbeit abzunehmen.

«Ich möchte mich gerne um die Blumen kümmern, mein lieber Mann», warf die Königin ein.

«Das kommt nicht in Frage», widersprach der König, «eine Königin macht sich nicht die Hände schmutzig.»

Von diesem Tag an wurde die Königin kränklich und blass. Alle Ärzte des Landes wurden herbeigerufen, doch niemand konnte der Königin helfen. Sie wurde immer schwächer. Als sie starb, war sie so blass, dass sie beinahe durchsichtig schien.

An diesem Tag wuchs im Garten eine Lilie, die so zart und durchsichtig war wie die Königin an ihrem letzten Tag. Täglich kam der König in den Garten und weinte um seine Liebste, die Tränen begossen die Lilie und sie wuchs und wuchs, bis sie den Himmel und die Königin erreichte. Der König spürte die Verbindung zu seiner Liebsten und verweilte von da an Tag und Nacht in seinem Blumengarten. Niemand konnte ihn je wieder daraus entfernen.

 

Und wenn er nicht gestorben ist, dann sitzt er noch immer dort.

bottom of page